Das Iranische Schriftsteller Aktions-Komitee (Iranian Writers Action Committee- IWAC) gibt hiermit offiziell den Beginn seiner kollektiven Operation als Einheitsfront gegen die Unterdrückung durch das iranische Regime bekannt. IWAC besteht aus einer Gruppe iranischer Schriftsteller, die in Form eines Untergrundnetzwerks zusammenarbeiten, um gegen die zunehmenden Meinungsfreiheits- und Menschenrechtsverletzungen der literarischen und kulturellen Gemeinschaft des Irans zu kämpfen. Obwohl dies die offizielle Erklärung der IWAC ist, ist die Initiierung ihrer kollektiven Widerstandsakte gegen die Unterdrückungsmaschinerie des herrschenden Regimes nicht über Nacht zum Tragen gekommen. Die Präzedenzfälle dieses Schriftstellerkollektivs reichen zurück bis in die Zeit vor dem Ausbruch der blutigen Proteste im Iran als Reaktion auf den brutalen staatlichen Mord an Mahsa Jina Amini, der 22-jährigen iranisch-kurdischen Frau, die von staatlicher Seite getötet wurde durch die Moralpolizei. Angesichts eines beispiellosen staatlichen Durchgreifens gegen die iranische Schriftstellergemeinschaft läuft diese kollektive Operation seit geraumer Zeit in einer Reihe von Aktionen an. Einer dieser Aktivitäten war die Veröffentlichung einer von über 400 Unterzeichnern unterstützten Erklärung gegen den Staatsmord an Baktash Abtin, einem iranischen Dichter, Dokumentarfilmer und Mitglied des iranischen Schriftstellerverbandes, der am 8. Januar 2022 auf tragische Weise an Covid-19 starb. Baktash Abtin starb in der Haft aufgrund einer vorsätzlichen Verweigerung der medizinischen Behandlung durch die Gefängnisbehörden. Andere ähnliche Aktivitäten umfassen die Organisation von Demonstrationen als Reaktion auf die Abadan-Proteste, als Reaktion auf den Einsturz des Metropol-Turms, und Khuzestan- und Isfahan-Proteste, als Reaktion auf den Mangel an klarem Wasser, Strom und den nächtlichen Anstieg der Gaspreise.
Heute hat sich das Ausmaß der brutalen Unterdrückung des Regimes durch drakonische Maßnahmen gezeigt, die von den Sicherheitskräften des Regimes im ganzen Land durchgesetzt wurden. Hiermit will das Regime jeden Akt des Widerstands und des zivilen Ungehorsams zum Schweigen bringen. Dieses Handeln führte zu dem rücksichtslosesten Blutvergießen, das seit der berüchtigten Massenexekution von politischen Gefangenen im Sommer 1988 beispiellos ist.
Ein kurzer Blick auf die gegenwärtige Situation zeigt eine erstaunliche Zahl von Opfern innerhalb von nur 110 Tagen: Mindestens 18.000 Demonstranten wurden festgenommen und entführt, schwere Formen der Todesstrafe, einschließlich Massenhinrichtungen von Belutschen und kurdischen Bürgern, wurden täglich mit der erschreckend hohen Zahl von 84 Hinrichtungen seit dem Ausbruch der aktuellen Proteste bis heute (5. Januar 2022) durchgeführt. Die ebenso erschreckende Zahl der vom Staat meist in kurdischen Städten ermordeten Demonstranten beläuft sich auf mindestens ein Fünftel der Gesamtzahl der Opfer im ganzen Land.
Darüber hinaus ist die tägliche Veröffentlichung von Informationen über den Status von entführten, gefolterten und ermordeten Demonstranten in diesen Regionen angesichts der umfassenden Kampagne des Regimes gegen den freien Informationsverkehr durch die landesweite Internetblockade zunehmend schwieriger geworden. Die alarmierend hohe Zahl von inhaftierten Studenten, entlassenen Universitätsprofessoren, und das brutale Vorgehen in Universitätscampus und Schulen ist beispiellos in der Geschichte der Islamischen Republik. Mehr als 600 Universitätsstudenten wurden festgenommen, entführt und an unbekannte Orte gebracht. In den vergangenen 110 Tagen wurden Dozenten von Universitätsprofessoren ihres Amtes enthoben und Hunderte von Studenten wurde die Fortsetzung ihrer Ausbildung untersagt. Schulmädchen und Teenager wurden in Haftanstalten vergewaltigt und durch Schläge mit Schlagstöcken auf den Kopf getötet. Die lange Liste von über 80 Kindern, die in den letzten drei Monaten im ganzen Land von den Sicherheitskräften des Regimes erschossen wurden, hat eine internationale Empörung gegen die Gräueltaten der Islamischen Republik ausgelöst.
Wie der Großteil der iranischen Bevölkerung waren auch kulturelle Kreise im ganzen Land nicht sicher vor den Gräueltaten des Regimes. Bisher wurden von IWAC über 300 konkrete Fälle direkter Grundrechtsverletzungen von Mitgliedern dieser Kreise registriert. Zu den Verstößen gehören rechtswidrige Verhaftungen und Entführungen von Kulturschaffenden, gefolgt von unbegründeten, harten Strafen, die gegen den eigenen Rechtsrahmen des Irans verstoßen. Gefangenen wurde der Zugang zu fairem Rechtsbeistand verweigert. In Ermangelung unabhängiger Anwälte wurden Gefangene nach unsagbarer körperlicher und seelischer Folter zu Geständnissen gezwungen. Außerhalb der Gefängnismauern wurden Mitglieder der Opposition im Exil Opfer von Cyber-Todesdrohungen und terroristischen Attentaten, insbesondere in Nachbarländern wie der Türkei. Vielen Demonstranten wurde verboten, das Land zu verlassen oder irgendwelche Aktivitäten in den sozialen Medien durchzuführen. Um die Gefangenen weiter zu bestrafen, wurden einige in Gefängnisse, die in abgelegenen Regionen sind, verbannt, die weniger oder keinen Zugang zu den Grundbedürfnissen haben.
IWAC rechnet in Zukunft mit einem exponentiellen Anstieg der menschlichen Kosten durch die staatlich geförderte Unterdrückungsmaschinerie und verpflichtet sich aus diesem Grund, sofortige und kollektive Maßnahmen zu ergreifen, um den totalen Zusammenbruch des Regimes weiter zu beschleunigen. In Anbetracht der kritischen Situation vor Ort definiert IWAC seine Hauptziele wie folgt:
IWAC beabsichtigt größtenteils, anonym zu bleiben und aus zwei Hauptgründen als Untergrundorganisation zu operieren: erstens angesichts der beispiellosen sicherheitsbedingten Situation, die bei dieser historischen Dynamik im Iran entstanden ist und die im Wesentlichen die Sicherheit ihrer Mitglieder und ihre verbundenen Organisationen als gefährdet einstuft; Zweitens ist IWAC nicht bereit, ihre operative Handlungsebene aufs Spiel zu setzen, die sich als weitaus erfolgreicher erweist, wenn sie anonym und im Untergrund bleibt.
IWAC wird den Zustand der Mitglieder der literarischen Gemeinschaft, die in irgendeiner Weise der politischen Ordnung im Iran zum Opfer gefallen sind, ständig überwachen. Sie wird sich um Hilfe bei internationalen Literaturnetzwerken bemühen, um das Bewusstsein für ihren Fall zu schärfen und sich für ihre Freilassung einzusetzen.
IWAC unterstützt literarische Kreise im Iran, indem es Inhalte produziert, Veranstaltungen organisiert und ihre Stimme widerspiegelt, um ihnen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen.
IWAC wird aktiv Updates über seine Aktivitäten auf seinen offiziellen Social-Media-Plattformen (Instagram, Twitter, Telegram, Facebook und seiner offiziellen Website) und über indirekte Quellen (Massen- oder kleinere Medien, iranische und andere) veröffentlichen. Ziel ist es, den kollektiven Kampf und Widerstand der iranischen Literaturgemeinschaft gegen das Regime im Iran zu unterstützen.
Wie ihre bisherigen Aktivitäten bezeugen, zielt IWAC darauf ab, über die literarische Gemeinschaft hinauszugehen, um die gegen Journalisten und Künstler gerichteten Rechtsverletzungen des Regimes ebenso anzusprechen.